Tja, da hat es mir doch gerade doch ein bisschen die Sprache verschlagen. Als ich vorhin durch meine Timeline surfte, tauchte ein Artikel eines lokalen Newsportals aus meiner Heimatstadt auf. Groß wurde „Staatswillkür???“ getitelt und zur Unterzeichnung einer Petition animiert.
Nun gut, worum geht es überhaupt?
Es gibt eine neue EU Gesetzgebung, welche zuerst dazu gedacht war Urlauber besser zu schützen. Das ganze ging aus irgendwelchen Gründen schief (Lobbyarbeit?!) und endete mit einem Entschluss, der es Reiseveranstaltern ermöglicht Urlaubern kurz vor Reiseantritt noch mal Extrakosten in Höhe von bis zu acht Prozent aufzudrücken. Hier geht es zu dem vollständigen Artikel auf Blomberg Voices: LINK.
Das ist mal gehörig nach hinten losgegangen für den Verbraucherschutz.
Natürlich möchte ich alle dazu ermutigen, diese Petition (LINK) zu unterschreiben, der eigentliche Sinn und Zweck dieses Artikels ist aber, den Reiseveranstaltern zu erklären, warum dieses Gesetz total blöd ist und auch für euch total daneben gehen kann (als ob das einer von denen lesen würde, aber egal!).
Nun müssen wir zuerst einmal bedenken, wie der aktuelle Tourismus Markt aussieht, was ihr genau anbietet und was das über eure Kunden genau aussagt.
Der Markt
Aus meiner Perspektive als Reiseblogger, Gelegenheitsbackpacker und Expat muss man zuallererst ein mal feststellen, dass sich das Angebot für Reisen über die letzten Jahre sehr weit geöffnet hat. Das Internet und Smartphones bieten unglaublich viele Möglichkeiten um sich seine Reise zu organisieren, Hotels zu buchen, nach günstigen Flügen zu suchen und so weiter und so fort. Man kann sich also sein ganz individuelles Angebot aussuchen und durchorganisieren, was besonders in meiner Branche der Fall ist. Ich persönlich denke, dass dies ein allgemeiner Trend ist, der vom organisierten Reiseveranstalter rüber geht zum eigenständigen Planen des eigenen Abenteuers.
Natürlich ist das nur meine Einschätzung, wie ihr das seht überlasse ich natürlich euch.
Euer Angebot
Tatsächlich haben Reiseveranstalter noch ziemlich viel Macht in unserer Wirtschaft, immerhin ist die Grundlage dieses Artikels die Tatsache, dass sie einen Gesetzesentwurf zu ihrem Vorteil komplett umgekehrt haben.
Das Angebot der Unternehmen ist dabei ja eigentlich relativ simpel. Als Kunde gehen wir ins Reisebüro und sagen „Hey, diesen Sommer möchte ich für 2 Wochen in Südeuropa am Strand liegen“. Wir kriegen einige Vorschläge, Angebote und buchen dann beim Reiseveranstalter eine Reise.
Euer Kunde
Was sagt das über den Kunden aus? Tatsächlich denke ich, dass die meisten Kunden wenig darüber wissen wie man eine Reise organisiert, erst recht nicht, wenn es dann ins Ausland geht, sie nicht wissen wie man etwas in einer anderen Sprache bucht oder vielleicht auch noch mit Wechselkursen, Flügen und so weiter zu kämpfen haben.
Obwohl ich jeden dazu ermutigen möchte, einfach mal den Schritt zu gehen auf eigenen Füssen im Ausland zu stehen, kann ich verstehen warum der Laie da einfach keine Lust drauf hat. Er möchte einfach nur für 2 Wochen am Strand liegen und sich über nichts Gedanken machen.
Deswegen bucht er bei euch. Weil ihr versprecht, dass ihr euch um alles zu kümmert.
Während ich das zwar selber für ein gutes Geschäftsmodell halte, möchte ich euch extra noch einmal daran erinnern das ihr existiert, weil euer Kunde keine Ahnung hat von anderen Sprachen und Währungen, er keine Lust hat sich auf den Urlaub vorzubereiten und weil er vielleicht einfach (Sorry!) zu faul ist.
Zurück nun zu unserer neuen EU Gesetzgebung. In dem Artikel auf Blomberg Voices wurden einige Gründe für steigende Preise genannt, wie zum Beispiel steigende Spritkosten, höhere Abgaben an Flughäfen, Wechselkurse etc.
Natürlich gibt es bei all diesen Kosten gewisse Fluktuationen, die meisten davon können aber vorher abgeschätzt werden und sollten entsprechend in der Preiskalkulation berücksichtigt werden. In meinen Augen besteht dabei die höchste Gefahr bei den Wechselkursen, besonders wenn ein Großevent wie ein Brexit Votum total unerwartet daneben geht. Solche Events passieren aber natürlich nicht jeden Tag, tatsächlich sind die Wechselkurse ja einigermaßen stabil.
Als ein Unternehmen in einer so globalisierten Branche sollten solche Abschätzungen doch eigentlich kaum ein Problem sein, besonders wenn man vorausschauend ein kleines Polster einberechnet.
Könnt ihr euch nun vorstellen, was es bedeuten würde, wenn Reiseveranstalter durch dieses Gesetz Kosten kurzfristig erhöhen? Jetzt mal ganz einfach als Kunde betrachtet?
Das ihr nicht den leisesten Schimmer über diese Kostenpunkte habt. Ihr scheint keine Ahnung zu haben was am Zielort grade los ist , ihr wisst nicht wie der aktuelle Trend auf den Ölmärkten ist und ihr scheint auch keine Ahnung zu haben, wie es am Zielflughafen grade aussieht. Wer weiß, was euch noch entgangen sein könnte?
Für ein Unternehmen, das heutzutage dadurch überlebt, dass es Informationen und Kontakte in der Tourismus Branche aus aller Welt hat wäre das in meinen Augen ein absolutes Totalversagen.
Die Kunden würden das Vertrauen in diese Unternehmen verlieren und der von mir vorher beschriebene Trend vom organisierten Reiseveranstalter zur selbst geplanten Individualreise wird sich nicht nur beweisen, sondern sich auch um ein Vielfaches verstärken.
Ich hoffe, dass sich die Reiseveranstalter diese Gedanken zu Herzen nehmen, darüber nachdenken und dem entsprechend handeln, dazu kann man sie als einzelner Außenstehender natürlich nicht zwingen. Aus diesem Grund möchte ich erneut alle darum bitten die Petition zu unterschreiben, denn es geht immerhin um die schönste Zeit des Jahres, in der man sich nicht über solche Extrakosten ärgern möchte.
Dieser Artikel spiegelt in erster Linie meine eigene Meinung dar, welche in vor allem auf meinen eigenen Erfahrungen und Kenntnissen sowohl aus der Arbeit an diesem Blog aber auch aus meinem Studium in International Trade. Weitere wichtige Quellen bei der Erstellung des Artikels sind die oben verlinkten Texte.
Was haltet ihr von der neuen Gesetzgebung? Bucht ihr eure Flüge noch über Reiseveranstalter? Wir freuen uns über Ideen, Anmerkungen und Fragen in den Kommentaren!